GINA ÉTÉ
GINA ÉTÉ
Album: Prosopagnosia
VÖ: 07.02.2025
Label: Backseat
Kunstvoller Hybrid-Pop mit politischem Anliegen -
Prosopagnosie bezeichnet die Unfähigkeit, Menschen anhand ihres Gesichts zu erkennen – für Patient*innen mit dieser Eigenschaft sind Personen nicht sofort eindeutig erkennbar. Für die Schweizer Singer-Songwriterin GINA ÉTÉ ist diese eigentümliche Eigenschaft die Inspiration für ihr zweites Album, dem sie den Titel “Prosopagnosia” gegeben hat. “Ich erkenne Mitmenschen manchmal nicht wieder, auch wenn ich sie schon lange kenne. Ausgehend davon habe ich mich gefragt, ob man dies statt als Krankheit nicht auch als Geschenk oder Gabe ansehen könnte, weil man auf diese Weise eine Person immer wieder aufs Neue kennen lernt und ohne Vorurteile anschaut – zum Beispiel im Hinblick auf Rassismus oder Sexismus”, erzählt die Musikerin.
Dass GINA ÉTÉ in ihrer Kunst stets Politik und Gesellschaft mitdenkt, bewies sie schon mit ihrem beeindruckenden Debütalbum “Erased By Thought” von 2021. In “Trauma” fragt sie nach den psychischen Spuren einer Flucht aus Syrien nach Europa, in “All or Nothing” thematisiert sie die Klimakrise, der Song “Mauern” ihrer EP “Oak Tree” war ihr Abgesang auf Donald Trump. Der ebenso komplexe wie catchy Hybrid-Pop brachte ihr Vergleiche mit Radiohead und Björk ein: rhythmisch vertrackt, genre-fluid, mit Einflüssen aus Klassik und Jazz. Kein Wunder, dass die studierte Bratschistin regelmäßig von Acts gebeten wird, für Streichbesetzungen zu arrangieren (Sophie Hunger, Panda Lux) oder bei Live-Shows zu unterstützen. So begleitet sie etwa Schweizer Indie-Größen wie Faber, Black Sea Dahu oder To Athena auf Tour, ebenso wie den kanadischen Singer-Songwriter und Filmkomponisten Patrick Watson.
Auf “Prosopagnosia” steht jedoch GINA ÉTÉ im Mittelpunkt: Diesmal hat sie intensiver denn je co-produziert, gemeinsam mit Noé Franklé und Wannes Salomé (Luwten, Klangstof). Die Musikerin spielt auf ihrem Zweitwerk neben Viola auch Klavier, Synthesizer und Gitarre. Die Rock-Drums ihres Debüts hat sie durch edgy Beats ausgetauscht und einen Fokus auf sphärische, raumgreifende Streicher-Arrangements und Synths gelegt. Dank ihrer eigenen Handschrift glänzt das Album in vielen Facetten, gewissermaßen wie die Mimik eines Gesichts: mal subtil, mal expressiv, manchmal düster, dann wieder zartschön. Auch inhaltlich geht GINA ÉTÉ mit “Prosopagnosia” weg vom männlich dominierten Rockband-Reigen des Vorgängers, hin zur Auseinandersetzung mit dem Menschsein, Körperlich-Sein, als-Frau-geboren-Sein. “I AM MANY FACED AND TWISTED/ I AM BOLD AND SCARED/ I AM ANGRY AND UNDERSTANDING/ AND THESE FEW ARE JUST SOME OF ME”, formuliert sie als eine Art Mission Statement.
Ein zentraler Track ist “Your Opinion”, der genau die Diskriminierung aufgrund von Zuordnung und Schubladendenken adressiert, die die Musikerin mit dem Konzept der Gesichtsblindheit ergründen möchte. Sie räumt darin auf mit den Verurteilungen, denen weiblich gelesene Personen ausgesetzt sind im Bezug auf ihr Aussehen, Sexualität, Schwangerschaft, Mutterschaft – sie thematisiert unumwunden etwa Abtreibung und Regretting Motherhood. “How come you, too, assume your opinion counts?” und “I do not owe conformity to you!” singt GINA ÉTÉ darin und beweist, dass sich ihre Wandelbarkeit und Vielseitigkeit nicht nur in ihrer Musik, sondern auch in ihrer Stimme spiegelt: mal widerborstig, mal verletzlich, immer ausdrucksstark.
“F***you:you” hat das Potenzial zum badass Indie-Hit: Diese Künstlerin hat ein Anliegen! Schon die Schreibweise des Titels ist ein Abgesang auf das Patriarchat – und eine Verballhornung all jener, die sich über gegenderte Sprache echauffieren. “Ich sei doch Teil von deinen Worten/ Ich sei doch immer mitgemeint”, karikiert sie darin, und fordert auf, eigene Privilegien zu hinterfragen: “Oder geht’s dir viel zu gut?” Und weil sie’s kann, singt sie das Lied gleich mal auf Schwyzerdütsch, Deutsch, Englisch und Französisch ein.
Der Song “Love to Work” geht durch Mark und Bein: Darin thematisiert die Künstlerin Carework – und spricht das gesellschaftliche Tabu an, Sexwork als Teil davon zu erzählen. “Der Song ist inspiriert durch das feministische Pamphlet ‘King Kong Theorie’ von Virginie Despentes. Es ist ein Versuch, meine angelernte, weiße, bürgerliche Sexualmoral zu hinterfragen, die von bestehenden Hierarchien herrührt. Mit ‘Love to Work’ möchte ich mich für die Anerkennung und Wertschätzung aller Care-Berufe einsetzen.”
Man spürt und hört: Ihr zweites Album ist körperlicher, intimer. Es wundert nicht, dass die Zürcherin sich bei der Lektüre des Bestsellers “Blutbuch” der non-binären Person Kim de l’Horizon wiedergefunden hat – in gewisser Hinsicht kann “Prosopagnosia” als musikalische Antwort darauf verstanden werden in Hinblick auf die Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Menschlichkeit. Aber in eine Schublade passt die Singer-Songwriterin mit ihrer Komplexität trotzdem mitnichten: “I AM SEVERAL PEOPLE” und “FUCK GENRES, FUCK BORDERS & FUCK GENDER ROLES” macht sie im Mission Statement deutlich. Auch die vielzitierten Vergleiche zu Björk oder FKA Twigs kann sie hinter sich lassen: GINA ÉTÉ hat viele Gesichter und vereint diese auf "Prosopagnosia" kunstvoll zu einzigartigem Hybrid-Pop.
Album Release Tour - Prosopagnosia -
touring with strings & electronics
24/02 Tsunami - Köln"
26/02 Haldern Pop Bar - Rees
27/02 Feinkost Lampe - Hannover
28/02 Kulturhaus Insel - Berlin*
01/03 Courage im Volksbad - Buckau bei Magdeburg
05/03 Helsinki - Zürich (CH)"
07/03 Neubad - Luzern (CH)
08/03 Gannet - Basel (CH)'
13/03 Mokka - Thun (CH)
- mit Marlena Käthe
" mit Faira
' mit Meimuna
Video
Termine
Keine aktuellen Termine