
Zwischen Lo-Fi-Träumerei und Pop-Ekstase - Claire Chicha ist angekommen. Die französisch-koreanische Musikerin, besser bekannt unter ihrem Alias spill tab, hat heute ihr erstes richtiges Album veröffentlicht – „ANGIE“, ein vielschichtiges, wild funkelndes Kaleidoskop aus Lo-Fi-Soul, glitchigem Hyperpop und melancholischem Bedroom-Rock. Zwölf Tracks lang tanzt Chicha auf der Rasierklinge zwischen Zartheit und Kontrollverlust. Zwischen Introspektion und maximaler Auflösung.
„ANGIE“ erscheint über Because Music und markiert den bisher freiesten, verspieltesten Moment einer Musikerin, die sich nie so recht in eine Schublade pressen ließ. Das hört man besonders deutlich bei „Athlete“, dem Herzstück der Platte: ein schwebender Lo-Fi-Track mit flüsterleisen Vocals, flirrendem Arrangement – und einem Text über Sex im Auto, Fantasien und das pure, ungefilterte Jetzt. Regie beim dazugehörigen Video führte ihre langjährige kreative Wegbegleiterin Sweetiepie.
Bereits bekannte Singles wie das krachbunte „PINK LEMONADE“, das französisch-unterkühlte „De Guerre“ oder das erdige „Assis“ machen klar: Diese Künstlerin hat kein Genre, sondern ein Vokabular. Auch der Titeltrack „Angie“, durchzogen von Vintage-Synths und Wehmut, sowie das zerbrechliche „Hold Me“ zeigen, wie weit Chicha mittlerweile bereit ist, sich musikalisch zu öffnen – ohne dabei an Schärfe zu verlieren.
Entstanden ist das Album gemeinsam mit ihrer Community in Los Angeles – darunter Produzenten wie David Marinelli, Solomonophonic, Wyatt & Austin sowie John DeBold. Der kreative Prozess: radikal intuitiv. „Ich habe zum ersten Mal nur den Ideen vertraut, die ich wirklich gefühlt habe“, sagt Chicha selbst. „ANGIE“ sei das erste Projekt, das sich vollständig nach ihr anfühle.
Dass Chicha weiß, wie musikalische Identität wächst, beweisen ihre bisherigen EPs: Von „Oatmilk“ (2020), einer Synthpop-Hommage, über das quirlige „Bonnie“ (2021, mit Features von Gus Dapperton und Tommy Genesis) bis zum 2023 erschienenen „Klepto“, das Jazz-Ausbrüche à la Hiatus Kaiyote mit Gitarren-Drive und Pop-Sensibilität kombiniert. Live hat sie längst überzeugt – als Support für Sabrina Carpenter und Wallows, mit einer Bühnenenergie, die in Clubs wie auf Festivals funktioniert.
In diesem Sommer geht spill tab auf Headliner-Tour durch Nordamerika, Großbritannien und Europa. Los geht’s am 23. Mai beim Weekend Des Curiosités Festival in Toulouse. Es folgen unter anderem Shows in London, Paris, New York, Toronto und ein Finale am 17. Juni in Los Angeles.
Chichas musikalische Sozialisation liest sich wie ein Indie-Film: Als Kind in der Postproduktionsbude ihrer Eltern in L.A. – Vater Komponist, Mutter Pianistin – hörte sie Jazz, Klassik und alles dazwischen. Es folgten Stationen in Thailand, Paris und wieder L.A., wo sie Gitarre lernte, Muay-Thai-Klänge aufsaugte, mit Serge Gainsbourg sozialisiert wurde – und schließlich eine ganz eigene Mischung fand: Konfessionelle Gitarrenmusik, hymnische Hooks, rohe Emotion.
Viermal wurde sie bei BBC Radio 1 als „Hottest Record“ ausgezeichnet, spielte Sessions in Maida Vale, wurde von Lauren Laverne auf BBC 6 Music gefeiert und regelmäßig auf Apple Music 1 platziert. spill tab ist keine Newcomerin mehr – sondern jemand, der sich im Untergrund zur Stimme einer zerrissenen, suchenden Generation formt. Und „ANGIE“ ist ihre bis dato deutlichste Antwort auf die Frage: Wer bin ich – und wie klingt das?