Kristoffer Bolander

Kristoffer Bolander
Album: 3
VÖ: 11.06.2021
Label: Welfare Records

„I am the Rogue, I am deceiving, I am whatever you've been told"

Als Leonard Cohen 1969 seine Interpretation von „The Partisan" - der antifaschistischen Hymne über die französische Résistance während des Zweiten Weltkriegs - auf einer 7''-Single veröffentlichte, war die Welt noch eine ganz andere als die, in der wir heute leben. Es gab keine Handys, keinen außer Kontrolle geratenen Finanzkapitalismus, keine elektronische Tanzmusik. Aber auch wenn sich unser Alltag in unzähligen Bereichen verändert hat, lässt der eindringliche Klang von Leonard Cohens Gitarren-Picking, der durch die Lautsprecher knistert, immer noch die Nackenhaare aufstellen. Die Schönheit und Magie überwiegt und wird aufrechterhalten. Auch wenn sich die Form der Musiklandschaft für immer verändert hat - es gibt immer noch Platten und Künstler, die dieses besondere Gefühl einfangen, das nur die größte Musik erzeugen kann. Einer dieser Künstler ist Kristoffer Bolander. Und eine dieser Platten, die auch in Jahren noch bewegen wird, ist sein drittes Soloalbum „3".

Vielleicht ist es das subtile, treibende Gitarrenpicking - vielleicht ist es der Schimmer von Einsamkeit und ein Hauch von Unheimlichkeit, der Bolanders sanfte und zarte Stimme begleitet, die uns an Leute wie Leonard Cohen oder Tim Buckley erinnert. Das klassische Songwriting eines Sängers mit Akustikgitarre, kombiniert mit einem musikalischen Fundament, das so klar leuchtet wie die Ästhetik des skandinavischen Modernismus des 21. Jahrhunderts. Sie definieren das Spektrum, in dem sich die Größe von „3" entfaltet. Treibende Drums, die an „A-ha" erinnern, um einen Kontrapunkt zur Sanftheit von Bolanders Stimme zu setzen. Die edelsten und ursprünglichsten E-Gitarren-Melodien, die an „The Cure" erinnern, werden mit sanften Synthesizer-Pads und geschmackvollen Basslinien verwoben. All das, um die gehauchten Worte von Kristoffer Bolander zu orchestrieren - mit Strophen, die geschärft sind, um die Willkür des modernen Lebens zu durchschneiden.

Der Song „Am I Wrong" umfasst all diese Aspekte. Ein sanftes „Alphaville"-artiges Intro, um von einem unwiderstehlichen Beat eingefangen zu werden, der Bolander singen lässt: „If I had a coin for every time I lied - I would retire alone to a private isle". Das Thema der Zurückgezogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Platte. Nicht auf eine erdrückende, düstere Art und Weise, sondern eher in einem inspirierenden und eremitischen Sinne. Das wird auch in „Evelyn" deutlich - eine hoffnungsvolle Upbeat-Pop-Hymne, die die Schultern in Bewegung bringt und trotzdem den Ton der Platte beibehält ("Evelyn - I hate the city, I could never take part like you – Evelyn, I don’t want your pity…"). Und dann gibt es Stücke wie „The Rogue" - es beginnt wie ein klassischer Folksong mit schönem Akustikgitarren-Picking und Gesang - nur um dann durch den Auftritt der Band und Bolanders kraftvoll mäandernde Gitarrenmelodien weggefegt zu werden.

Die Songs wurden alle von Bolander selbst geschrieben und arrangiert - aufgenommen in seinem Haus in Vänersborg sowie in den Nacksving Studios in Göteborg von Produzent und Mixing-Engineer Anders Lagerfors. Die renommierte Elektro-Pop-Künstlerin Annelie Johansson steuert wie schon bei den Vorgängeralben „I forgive nothing" & „What never was will always be" auf zwei Tracks Hintergrund-Gesänge bei.

Mit seiner dritten Soloplatte hat Bolander etwas wunderbar Berührendes geschaffen, eine Sammlung von Songs, die homogen und gleichzeitig vielseitig sind. Etwas, das man sich noch in ferner Zukunft anhören sollte, um sich zu trösten, zu erfreuen und zu entzünden.

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